Die Spuren des Zweiten Weltkriegs in Form von Bomben sind auch im vergangenen Jahr wieder häufig aufgetaucht. Auf einer Baustelle in Halle hatten Kampfmittelbeseitiger wiederholt zu tun. Ein Fund mit sehr viel mehr Sprengstoff fand sich aber in Braunsbedra.
Ob als Zufallsfund oder bei der gezielten Suche:In Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr rund 67 Tonnen Fundmunition entdeckt worden. Das ist etwas mehr als im Corona-Jahr 2020, als sich die Menge auf 54 Tonnen belief. Damals galt zeitweise ein Stopp bei der Kampfmittelräumung. Torsten Kresse, Einsatzleiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KBD), sieht daher eine relativ stabile Entwicklung: Die Zahlen schwankten von Jahr zu Jahr etwas. Zusammen habe es 2021 fast 300 Einzelfundstellen gegeben - viele wurden von Bürgern gemeldet oder kamen bei Bauarbeiten ans Licht.
Weiterhin wird in Sachsen-Anhalt deutlich mehr Munition vernichtet als neu gefunden, wie die Statistik zeigt. Im vergangenen Jahr waren das rund 295 Tonnen, 2020 waren rund 275 Tonnen vernichtet worden.
Zu den spektakulärsten Funden habe im November eine Luftmine in Braunsbedra gehört. Bei einem Gesamtgewicht von 1,7 Tonnen habe sie 1,3 Tonnen Sprengstoff enthalten, sagte Kresse. Die Bomben, die üblicherweise gefunden würden, hätten 30 bis 35 Kilogramm Sprengstoff. «Der Unterschied ist gewaltig», sagte Kresse. «Wenn die Luftmine sich unkontrolliert umsetzt, dann entsteht eine verheerende Druckwelle, die Häuser zum Einstürzen bringt und nicht nur durch Splitter tödliche Verletzungen hervorruft», erklärte Kresse. Es wurde ein Sperrradius von zwei Kilometern um den Fundort eingerichtet, Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
Der Zünder der Luftmine sei dann aber so kaputt gewesen, dass eine Entschärfung vor Ort nicht möglich gewesen sei, so Kresse. Luftminen sind laut dem Kampfmittelbeseitigungsdienst zuletzt im Jahr 2004 in Luppenau bei Bad Dürrenberg und 1997 in Braunsbedra gefunden worden.
Ein Schwerpunkt für die Kampfmittelbeseitiger ist zudem in Halle die Baustelle des Fußball-Nachwuchsleistungszentrums. «Da wurde relativ viel gefunden an einer Stelle», sagte Kresse. Im August war dort bereits die 15. Bombe entschärft worden. Dass weitere Bomben gefunden werden, will der Experte nicht ausschließen, es gehe aber dem Ende entgegen. Schwerpunkte seien Flächen rund um die Chemiestandorte im Süden des Landes und im Magdeburger Stadtteil Rothensee.