Weniger Diebstähle, aber mehr Körperverletzungen und Onlinestraftaten: Im vergangenen Jahr sind in Sachsen-Anhalt in der Summe mehr Straftaten passiert als 2021. Insgesamt wurden 178 450 Delikte erfasst und damit knapp 8000 mehr als ein Jahr zuvor, wie aus der am Dienstag in Magdeburg vorgestellten Kriminalstatistik der Polizei hervorgeht. 2021 waren so wenige Straftaten erfasst worden wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Aufklärungsquote ging binnen eines Jahres leicht von 55,5 auf 54,6 Prozent zurück.
Diebstähle
Die Zahl der Diebstähle erreichte laut der Statistik 2022 einen historischen Tiefstand. Insgesamt wurden 52 736 Diebstähle registriert und damit rund 650 weniger als im Jahr 2021. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 waren es fast 10 000 weniger. Diebstähle machen den Angaben zufolge mit 29,6 Prozent den größten Anteil aller Straftaten im Land aus. Die Zahl der Ladendiebstähle lag mit rund 8540 um gut 1700 Fälle über dem Vorjahresniveau, 2019 waren es noch 9665 gewesen. Wohnungseinbruchdiebstähle waren ähnlich häufig wie 2021. Ihre Zahl stieg um 14 auf 1716. Im Vergleich zum Jahr 2019 waren es etwa 660 Fälle weniger. Landespolizeidirektor Mario Schwan betonte, die Präventionsarbeit habe sich ausgezahlt.
Körperverletzungen und Bedrohungen
Landesweit erfasste die Polizei binnen des vergangenen Jahres knapp 30 000 Straftaten gegen die persönliche Freiheit und Rohheitsdelikte. Das war ein Zuwachs um mehr als 4500 Fälle im Vergleich zu 2021. Knapp 18 500 Körperverletzungen weist die Statistik aus und damit rund 2470 mehr als im Vorjahr. Auch bei den Bedrohungen verzeichneten die Beamten einen Anstieg um gut 1900 auf insgesamt rund 7150 Fälle. Etwa 15 Prozent oder 1093 Fälle der angezeigten Bedrohungen wurden via Internet begangen.
Internetstraftaten
Im vergangenen Jahr setzte sich der Trend fort, dass sich Kriminalität zunehmend ins Internet verlagert. Die Polizei registrierte den Angaben zufolge insgesamt 21 838 dieser Fälle. Das bedeutete einen Anstieg um 2500 Straftaten binnen eines Jahres. Einen besonders großen Anteil hatten Vermögens- und Fälschungsdelikte, insbesondere Betrug. Mehr als 40 Prozent aller Vermögens- und Fälschungsdelikte wurden via Internet begangen. Dabei ging es beispielsweise häufig um Waren- und Warenkreditbetrug. Bürger sollten sicherheitsbewusster handeln und sensibler mit ihren Daten und Passwörtern umgehen, betonte Innenministerin Tamara Zieschang (CDU).
Enkeltrick und Schockanruf
Einen Anstieg verzeichnete die Polizei 2022 bei kriminellen Maschen wie dem sogenannten Enkeltrick oder Schockanruf. Die Täter geben etwa vor, eine nahe stehende Person des Opfers zu sein und Hilfe in Form von Geld zu brauchen. In diesem Bereich stiegen die Fallzahlen um knapp 60 Prozent auf 1259 Fälle, 2021 waren es noch 788 Fälle gewesen. Der erfasste finanzielle Schaden lag den Angaben zufolge bei rund 1,4 Millionen Euro. Laut Polizei war fast die Hälfte der Opfer älter als 71 Jahre.
Tatverdächtige
Die Polizei klärte den Angaben zufolge knapp 97 500 Fälle auf und ermittelte rund 63 760 Tatverdächtige. Drei Viertel von ihnen waren männlich. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag bei 22,6 Prozent, wie die Statistik weiter zeigt. Zur Gruppe der Intensivstraftäter, die in dem Jahr für jeweils mehr als neun Einzeltaten verantwortlich sein sollen, rechnete die Polizei 824 Tatverdächtige. Sie machten 2022 zwar nur einen Anteil von 1,3 Prozent der Tatverdächtigen aus, ihren wurden aber 14,8 Prozent aller aufgeklärten Delikte zugerechnet.
Jugendkriminalität und Gewalt
Unter allen Tatverdächtigen waren laut Kriminalstatistik 5370 Jugendliche. Knapp 15 900 Straftaten wurden als Jugendkriminalität erfasst und damit rund 860 mehr als im Vorjahr; 2019 waren rund 16 800 dieser Fälle erfasst worden. Einen deutlichen Anstieg gab es bei der Jugendgewaltkriminalität wie Raub- und Körperverletzungsdelikten. Binnen eines Jahres stieg die Zahl dieser Delikte um 248 auf 1295. Innenministerin Zieschang erklärte, sie sehe die Entwicklung mit Sorge. Sie verwies auf Präventionsangebote für Jugendliche, Täter und Opfer sowie Eltern und Lehrkräfte.
Drogen
Die Rauschgiftkriminalität ist den Angaben zufolge 2022 leicht rückläufig gewesen. Die Statistik weist 9253 Fälle aus und damit gut 1000 weniger als noch 2021. Die Ermittler konnten laut Innenministerium mehr als 29 Kilogramm Crystal Meth, knapp 302 Kilogramm Cannabis und fast 7600 Cannabispflanzen sicherstellen. Im vergangenen Jahr seien 19 Rauschgifttote registriert worden und damit zwei mehr als 2021.
Einsatzkräfte als Opfer
Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter sind 2022 häufiger angegriffen worden. So wurden der Statistik zufolge 1010 Fälle von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte registriert und damit 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dabei wurden insgesamt 1910 Polizisten tätlich angegriffen oder hatten es mit Widerstandshandlungen zu tun, das entsprach einem Plus von 300 im Vorjahresvergleich. Zudem wurden 168 Kräfte der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes angegriffen, 45 mehr als im Vorjahr, wie es weiter hieß.