Der Sommerurlaub auf Borkum ist für den zwölfjährigen Willi aus Wiesbaden zum aufregendsten jemals geworden - mutig verfolgte er an der Strandpromenade einen Dieb und half der Polizei, ihn zu stellen. Tatort war eine Trampolinanlage auf der Nordsee-Insel, die zu den größeren der sieben Ostfriesischen Inseln gehört.
Die Polizei lobte Willis Einsatz umgehend per Pressemitteilung. Der Junge selbst, der die Insel mit seiner Familie inzwischen wieder verlassen hat, erinnert sich zwei Tage danach noch gut an die Geschehnisse: "Wir haben auf einer Düne gesessen - ich und mein Vater und mein kleiner Bruder - und dann habe ich einen Mann gesehen, wie er ein Portemonnaie in seine Jackentasche gesteckt hat." Darin waren die Einnahmen von den großen Trampolinen, die in Ferienorten oft in Strandnähe aufgebaut sind und auf denen Kinder im Sommerurlaub gerne mal ihr halbes Taschengeld lassen.
Weil am frühen Mittwochabend von der Polizei zunächst jede Spur fehlte, schritten Willi, Bruder Moritz und Papa Heiner selbst ein. Der Zwölfjährige ließ den Verdächtigen nicht mehr aus den Augen. "Er ist auf eine Düne gerannt, die man nicht betreten darf wegen Naturschutz, und dort hat er das Portemonnaie weggeworfen, sozusagen versteckt. Und dann hat er die Jacke ausgezogen und in der Hand zerknüllt", erzählt Willi.
Als der Mann, der nun seine auffällige Oberbekleidung gewechselt hatte, an die Promenade zurückkehrte und sich auf eine Bank setzte, behielt Willi ihn weiter im Blick, während sein Vater versuchte, von weiter weg diskret ein Foto des Tatverdächtigen zu machen.
Doch der Junge fackelte nicht mehr lange: Er suchte sich einen Verbündeten, um den Dieb zur Rede zu stellen. "Ich habe einen Passanten angesprochen und ihn gefragt, ob er mir helfen könnte, weil ich mich alleine nicht so ganz getraut hab'." Zwar stritt der Verdächtige alles ab, doch schließlich erschien die Polizei mit einer Fahrradstreife an der Promenade und kümmerte sich um den Fall.
In der Polizeimeldung wurde Willi, dessen Familie ihren Nachnamen lieber nicht nennen will, später als neues Mitglied der aus Hörspielen bekannten Detektive "Die drei ???" gehandelt. Er habe detektivisches Gespür bewiesen, auch indem er eine "besonders gute und detailreiche Aussage" abgab, die wohl zur Klärung des Falles führen werde, hieß es von der Polizei auf Borkum.
"Die drei ???" hörte Willi - so sein Spitzname - mit sechs oder sieben Jahren zum Einschlafen, wie er sich erinnert. Doch nicht die Hörspiele brachten ihm bei, was an der Strandpromenade am besten zu tun ist. Auch nicht die Serie "TKKG", die er heute noch manchmal mit schaut, wenn sein kleiner Bruder vorm Fernseher sitzt. "Das meiste habe ich von meinem Papa gelernt."