Terror: Wie erkläre ich es Kindern?

Paris ist möglicherweise einem weiteren Terroranschlag entgangen. Die Mittwochfrüh in Saint-Denis ausgehobene mutmaßliche Terroristengruppe sei bereit gewesen für einen Angriff, sagte Staatsanwalt François Molins.

Abdelhamid Abaaoud gilt als Drahtzieher der Anschläge vom Freitag. Nach Informationen der Washington Post starb er gestern, als die Polizei die Wohnung in Saint-Denis stürmte, in der sich die Verdächtigen verschanzt hatten. Die Staatsanwaltschaft bestätigte das bisher nicht - die beiden Toten, die es bei dem Einsatz gab, seien noch nicht identifiziert.

Erhöhte Wachsamkeit in Sachsen-Anhalt

Nach den Terroranschlägen in Paris sind auch die Sicherheitsbehörden in Sachsen-Anhalt wachsamer. Innenminister Holger Stahlknecht sagte nach Gesprächen mit Vertretern der Inlandsgeheimdienste, dass derzeit aber kein Grund besteht, unruhig zu werden: Trotzdem bewacht die Bundespolizei z.B. Bahnhöfe oder Flughäfen nun mit Maschinenpistolen. Von der Deutschen Polizeigewerkschaft hieß es allerdings, die Polizei sei nicht ausreichend gerüstet.

Der Vorsitzende Rainer Wendt sagte im ZDF, auf eine direkte Konfrontation mit so schwer bewaffneten und auch kriegserfahrenen Attentätern wie in Paris sei die Polizei schlecht vorbereitet. Er forderte deshalb eine "robuste Bewaffnung und auch ein robustes Training".

Zweiter Deutscher unter Todesopfern

Bei den Anschlägen von Paris ist ein weiterer Deutscher ums Leben gekommen. Das sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin gestern - nähere Angaben machte er nicht. Die Familie des Toten aus Hannover meldete sich aber bei der Nachrichtenagentur dpa.

Unterdessen hat Frankreich in Syrien erneut die Terrormiliz "Islamischer Staat" angegriffen. Die Luftwaffe bombardierte in der Nacht die IS-Hochburg Al-Rakka. Beobachter erklärten, dass die Extremisten ihre Stellungen dort bereits in den vergangenen Wochen geräumt hätten.

Nach den Anschlägen von Paris am Freitag ist klar: die Attentäter haben das Netzwerk der Sony Playstation als Kommunikationsplattform benutzt.

Wie das funktioniert und welche Folgen die Ankündigung der Vereinigung Anonymous hat, gegen den IS Krieg führen zu wollen, darüber sprechen wir jetzt mit Olaf Pursche, Pressesprecher von AV Test, einem Unternehmen aus Magdeburg, welches sich mit den gefährlichsten Computerviren der Welt beschäftigt und sie bekämpft.

Frage: Wie muss man sich als normaler Playstationspieler die Kommunikation über diese Spielekonsole vorstellen?
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  • Frage: Wie muss man sich als normaler Playstationspieler die Kommunikation über diese Spielekonsole vorstellen?
  • Frage: Kann das ein Geheimdienst nicht abhören?
  • Frage: Heißt das im Prinzip, die Terroristen waren quasi sicher?
  • Frage: Welche Möglichkeiten hätte Anonymous, dem Islamischen Staat auf digitalem Weg zu schaden?
  • Frage: Wie könnte das getoppt werden? Welche Möglichkeiten gäbe es konkret?

Die Anschläge in Paris haben auch bei uns in Deutschland für Entsetzen gesorgt. Während wir als Erwachsene zum Teil Mühe haben, die Informationen und Bilder, die uns dazu erreichen, zu verarbeiten, ist es für Kinder und Jugendliche noch schwieriger.

Deshalb haben wir mit dem Psychotherapeuten Christian Lüdke gesprochen:

Wie sollten wir als Eltern unseren Kindern die Vorfälle von Paris erklären?
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  • Wie sollten wir als Eltern unseren Kindern die Vorfälle von Paris erklären?
  • Wie sollten sich Lehrer in der Schule verhalten: Das Thema nicht ansprechen, oder in den Klassen darüber reden - und vor allem wie?
  • Hilft es Erwachsenen, sich in sozialen Netzwerken auszutauschen?

Hollande verhängt Ausnahmezustand für ganz Frankreich

In Paris sind Freitagabend bei sechs Anschlägen 132 Menschen getötet worden. Bei der Terrorserie wurden 352 Menschen verletzt, 99 davon schwer. Es sollen mindestens 7 Attentäter gewesen sein, die die Anschläge fast zeitgleich an verschiedenen Orten in Paris verübt hatten. In der Stadt waren Freitagabend mehrere schwere Explosionen zu hören. Es gab Schießereien, unter anderem vor einem kambodschanischen Restaurant im Zentrum der Stadt. 4 Attentäter stürmten ein Rockkonzert im Club "Bataclan" und nahmen 100 Besuccher als Geiseln. Als die Polizei eingriff, zündeten die Geiselnehmer Sprengstoffgürtel. Augenzeugen berichteten von einem Blutbad. Bei der Erstürmung der Konzerthalle kamen offenbar mindestens 85 Menschen ums Leben, zahlreiche Menschen wurden verletzt.

Ziel der Anschläge war offenbar auch das Fußballspiel zwischen Frankreich und Deutschland, das am Abend im Stade de France in Paris stattfand. Während der Fußballübertragung konnten Zuschauer im Fernsehen laute Explosionen hören, die sich in der Nähe des Stadions ereigneten. Im Umfeld des Stadions hatten sich Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, rund 18 Menschen starben. Mindestens ein Attentäter hatte eine Eintrittskarte für das Fußballspiel und wollte offenbar seine Bombe im Stadion zünden. Aus Sicherheitsgründen blieb die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach Spielschluss in den Katakomben, konnte das Stadion aber am frühen Sonntagmorgen verlassen.

Frankreich hat inzwischen 1.500 Soldaten zusätzlich mobilisiert. Außerdem wurden Grenzkontrollen eingeführt. Der französische Präsident Francois Hollande ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Der Metro- und Autoverkehr in der französischen Hauptstadt war am Wochenende stark eingeschränkt. In Paris waren zudem nahezu alle öffentlichen Einrichtungen geschlossen.

Weltweit haben die Anschläge Entsetzen und Trauer ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich von den Anschlägen tief erschüttert. Ihre Botschaft an das französische Volk: "Wir, die deutschen Freunde, wir fühlen uns ihnen so nah. Wir weinen mit ihnen." Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der gemeinsam mit Hollande das Fußballspiel verfolgte, erklärte: "Wir stehen an der Seite Frankreichs." Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bot Frankreich deutsche Spezialkräfte an. In vielen Städten weltweit wurden aus Solidarität mit Frankreich historische Bauten und Denkmäler in den Farben der französischen Flagge angestrahlt, in Deutschland unter anderem der Magdeburger Dom und das Brandenburger Tor (siehe Fotogalerie).

Notfall-Telefon

Es wurde ein Notfall-Telefon in Paris unter 0033- 0800 - 406-005 eingerichtet, auch die deutsche Botschaft in Paris ist für Fragen erreichbar: 0033- 153- 83- 4500.

Das Handout der französischen Polizei vom 15.11.2015 zeigt Abdeslam Salah, welcher im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 13 November 2015 in Paris gesucht wird.

Madonna singt am 14. November nach den Terroranschlägen in Paris in Stockholm "La vie en rose" von Edith Piaf

Trauer um die Opfer des Terrors in Paris

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Befreiung der Geiseln aus der Konzerthalle Bataclan

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21.30 Uhr – Im Pariser Stade de France spielt das französische Fußballnationalteam gegen die deutsche Fußballnationalmannschaft – im Stadion sitzen auch 1.200 französische Helfer, die nach dem Germanwings-Absturz im März im Einsatz waren. Ein lauter Knall ist zu hören. Das Spiel läuft weiter. Nach der Halbzeitpause ist der französische Präsident Francois Hollande nicht mehr im Stadion. Es wächst die Befürchtung, da ist etwas schlimmes passiert.

22.30 Uhr – Die Polizei meldet eine Schießerei im 10. Arrondissement der französischen Hauptstadt. Tatort ist ein kambodschanisches Restaurant. Von mehreren Toten ist die Rede.

22.45 Uhr – Fernsehsender melden eine Geiselnahme in der Pariser Konzerthalle Bataclan während eines Auftritts der amerikanischen Rockband „Eagles of Death Metal“.

22.50 Uhr – Das Spiel der deutschen Nationalmannschaft im Stade de France geht zu Ende. Zuschauer wollen raus- kommen in Panik wieder zurück, laufen aufs Spielfeld, man sieht weinende Kinder- keiner weiß so richtig, was los ist, das Handynetz funktioniert nicht.
Die deutschen Fußballer müssen in der Kabine bleiben. Die französische Nationalmannschaft bleibt aus Solidarität auch im Stadion- wir gehen erst, wenn ihr geht, sagen sie.

23.00 Uhr – im Pariser Osten schießen Terroristen scheinbar wahllos auf Passanten, auf Menschen, die in Restaurant sitzen.

23.30 Uhr – Im Einkaufszentrum von Les Halles kommt es zu einer weiteren Schießerei. Die Pariser starten die Aktion porteouvert - offene Türen- über die sozialen Netzwerke. Auch deutsche Fußballfans, die nicht wissen wohin sie fliehen sollen, können sich so in Sicherheit bringen.

23.47 Uhr – Die Pariser Stadtverwaltung ruft die Bürger auf, wegen der Anschläge zuhause zu bleiben.

23.54 Uhr – Präsident Hollande erklärt den Ausnahmezustand und lässt alle Grenzen schließen. Er spricht von „bisher nie dagewesenen Terrorangriffen“. Kurz nach Mitternacht erstürmt ein Sondereinsatzkommando erstürmt das Bataclan. Drei der vier Attentäter zünden einen Sprengstoffgürtel. Alle Angreifer sterben. Über 100 Konzertbesucher werden getötet.

00.17 Uhr – Französische Ermittler bestätigen: die Explosionen in der Nähe des Fußballstadions waren Selbstmordattentate. Die DFB-Delegation muß bis zum Morgen im Stadion ausharren.

Die Anschlagswelle ist vorüber. Die Islamisten-Miliz IS bekennt sich am Samstagmorgen zu den Anschlägen. Droht mit weiteren Attentaten. Aus aller Welt kommen Solidaritätsbekundungen. Einhellige Grundhaltung - das war ein Anschlag auf die gesamte freie Welt, aber wir werden uns von den Terroristen nicht unterkriegen lassen.

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